Im Zentrum der Gestalttherapie steht ein ganzheitliches Weltbild. Sie betrachtet den Menschen als eine Einheit aus Körper, Seele und Geist und unterstützt ihn auf dem Weg zur Wiederherstellung dieser Ganzheit. Die Fähigkeit zur Selbstregulierung und Selbstheilung wird dabei betont. Der Mensch befindet sich in einer stetigen Wechselwirkung mit sozialen, gesellschaftlichen und ökologischen Einflüssen und trägt eine eigenverantwortliche Rolle. Die Gestalttherapie ermutigt zu Experimenten und neuen Erfahrungen. Sie schafft einen Raum des Erlebens, in dem Vergangenes wieder aufkommen kann und Neues gewagt werden darf – ein Raum für Spontaneität, Kreativität, individuelle Antworten und neue Fragen. Sie lädt ein, den persönlichen Weg im eigenen Tempo zu gehen.

Die Ziele der Gestalttherapie

Bedeutung von 
"Hier-und-Jetzt"

Das Konzept des "Hier-und-Jetzt" bildet den Ausgangspunkt gestalttherapeutischer Arbeit, da Denken und Fühlen stets in der Gegenwart stattfinden. Während die Vergangenheit unveränderlich ist, besteht die Möglichkeit, die Auswirkungen vergangener Ereignisse und Erfahrungen zu reflektieren und somit den Blick auf die Vergangenheit zu transformieren, was wiederum ihre Auswirkungen verändert.

Was ist eine "Gestalt"?

Der Begriff "Gestalt" stammt aus der Gestaltpsychologie und wird in der Gestalttherapie synonym mit "Ganzheit" verwendet. Die Gestaltpsychologie lehrt, dass der Mensch seine Wahrnehmungen zu sinnvollen Einheiten, den sogenannten Gestalten, zusammenfügt. Eine Gestalt übersteigt die Summe ihrer Teile. Alles, was erlebt wird – sei es eine Begegnung, eine Erinnerung oder ein Gefühl – kann eine Gestalt sein. Perls betonte, dass viele Menschen innerlich "zersplittert" sind und ihnen die Ganzheit fehlt. Dies führt dazu, dass sie nur Teile ihrer selbst bewusst wahrnehmen und sich nicht als Ganzes erfahren. Das Ziel der Gestalttherapie ist daher, Menschen zu helfen, sich ihrer verdrängten und unbewussten Anteile bewusst zu werden, sie anzunehmen, zu integrieren und somit zu einer erneuerten Ganzheit zu gelangen. Heilung manifestiert sich in der Vollendung einer solchen prägnanten Gestalt.

Die "Ich-Du-Ebene" nach Martin Buber repräsentiert das Ideal der therapeutischen Grundhaltung. Hierbei steht nicht das Individuum im Vordergrund, sondern die Verbindung zwischen beiden. Die Therapeutin/der Therapeut zeigt Präsenz, Empathie und Interesse an der Klientin/dem Klienten, akzeptiert sie/ihn und erlaubt sich selbst, von ihr/ihm berührt zu werden. Diese respektvolle Mitmenschlichkeit ermöglicht es der Klientin/dem Klienten, ihre/seine Würde, Integrität und Selbstbestimmung zu wahren. Trotz kritischer Konfrontation mit verschiedenen Aspekten der Person fühlt sich die Klientin/der Klient durch die Beziehung getragen.

Die "Ich-Du-Ebene"

Funktionsweise der Gestalttherapie

Die Gestalttherapie beleuchtet die Struktur aktueller Erfahrungen sowie die Art und Weise der Selbst- und Umweltwahrnehmung. Dabei spielt nicht das "Was" (Erfahrung, Aussage, Handlung, Erinnerung) eine Rolle, sondern das "Wie". Durch die Arbeit an dieser individuellen Erfahrungsstruktur im Hier und Jetzt wird es möglich, die dynamische Beziehung zwischen Klient/in und Umwelt zu revitalisieren. Dies steigert den Kontakt, fördert das Bewusstsein und verleiht dem Verhalten Energie.

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